Die Augen immer etwas zusammengekniffen, als würde ihn die Sonne blenden, den Mund meist zu einem (halben) Lächeln verzogen: So kennt man den Schauspieler Robert Redford. Am 18. August wurde das Leinwandidol 80 Jahre alt. In seiner langen und abwechslungsreichen Karriere spielte er häufig attraktive Männer aus der Oberschicht mit sozialem Gewissen, immer mit ein bisschen Augenzwinkern.
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Dabei ist Redford selbst ein Hollywood-Rebell. Er lebt fernab in den Bergen von Utah, mit seiner deutschen Frau. Seine Liebe gilt dem Independent-Kino und der Umwelt. Im Bild: 2002 bekam Redford einen Ehren-Oscar
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Der eigene Aufstieg in Hollywoods Star-Riege war eher holprig als märchenhaft. Geboren wurde er im kalifornischen Santa Monica, am Rand der Filmmetropole, als Sohn eines Milchmanns. Er wuchs in einfachen Verhältnissen auf. Mit einem Sport-Stipendium schaffte er es in die Universität von Colorado, flog aber nach Alkoholeskapaden wieder raus. Er trampte durch Europa, schlug sich mit dem Verkauf selbstgemalter Bilder durch, bis er zurück in New York auf der Schauspielschule entdeckt wurde.
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Auf der Leinwand glänzte er als Typ verwegener Romantiker. Doch sein Privatleben hielt er stets unter Verschluss und aus den Schlagzeilen raus. Bereits mit 22 Jahren heiratete er die spätere Historikerin Lola Van Wagenen, die Ehe der vierfachen Eltern wurde 1985 geschieden. Die zweite Hochzeit feierte Redford in Hamburg. Dort gab er 2009 seiner langjährigen deutschen Freundin, der Malerin Sibylle Szaggars (im Bild), das Ja-Wort.
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Nicht nur räumlich ging Redford von Hollywood auf Distanz - auch inhaltlich. In den Rocky Mountains in Utah rief er 1980 das inzwischen größte US-Filmfest für unabhängige Produktionen ins Leben, das Sundance-Festival. Jedes Jahr im Jänner trifft sich dort die Independent-Szene, jedesmal feuert Festival-Gründer Redford die Filmschaffenden an.
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Nach einigen Film-Flops gelang Redford der Durchbruch ausgerechnet mit einer romantischen Komödie: in Neil Simons Klassiker "Barefoot in the Park" spielt er den verklemmten Anwalt Paul, der mit seiner lebhaften, frisch angetrauten Frau Corie (Jane Fonda) in die erste gemeinsame Wohnung zieht und die erste Ehekrise erlebt. Wem die Grundkonstellation gefällt: die Sitcom "Dharma & Greg" spielte das Thema Spießer-liebt-Hippie in fünf Staffeln durch.
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"Butch Cassidy and the Sundance Kid"war die erste Kollaboration von Robert Redford und Paul Newman: Für Regisseur George Roy Hill spielten die beiden die Zug- und Bankräuber Butch und Sundance. Die Sympathie des Publikums galt dabei eindeutig den zwei Banditen. Die Western-Komödie wurde ein großer kommerzieller Erfolg. Legendär ist das Ende: man sieht die beiden in einem eingefrorenen Bild kurz vor ihrem (höchstwahrscheinlichen) Tod. Nach seiner berühmten Figur benannte Redford später auch sein Filmfestival.
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Vier Jahre später folge der zweite Streich: In "The Sting" bilden Robert Redford und Paul Newman ein Gangster-Duo, das sich im Chicago von 1936 mit einem brutalen irischen Kollegen (Robert Shaw) anlegt. Die Gaunerkomödie erhielt sieben Oscars, unter anderem jenen für den Besten Film und auch Regisseur George Roy Hill wurde ausgezeichnet. Redford selbst war als bester Hauptdarsteller nominiert, ging aber leer aus.
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In den USA ist "The Way We Were" - samt Barbra Streisand gleichnamigem Song - eine der legendären dramatischen Romanzen der Filmgeschichte. Hierzulande kam der Film unter dem Titel "Cherie Bitter" - in der DDR als "Jene Jahre in Hollywood" - ins Kino. Wieder geht es um ein ungleiches Paar: der fesche Hubbell (Redford), der aus gutem Hause kommt, und die idealistische Katie (Streisand) lernen sich auf der Uni kennen. Während des Zweiten Weltkriegs werden sie ein Paar - trotz ihrer Gegensätze. Doch die Beziehung scheitert an den unterschiedlichen Idealen. Der Film unter der Regie von Sydney Pollack wurde von der Kritik belächelt, aber das Publikum liebte ihn und er wird bis heute vielfach zitiert. Mit Pollack drehte Redford insgesamt sieben Filme.
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Jack Claytons opulente Verfilmung von F. Scott Fitzgeralds Aufsteiger-Roman "The Great Gatsby" bemüht sich um authentisches Zeitkolorit und Werktreue. Redford spielt die Titelrolle. Die Besetzung ist ingesamt nicht optimal: Mia Farrow stellt Gatsbys Jugendliebe Daisy allzu schrill dar. Bruce Dern als deren Ehemann gibt aber eine eindrucksvolle Darstellung voller versteckter Bedrohlichkeit.
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Der Spionagethriller "Three Days of the Condor" stammt ebenfalls von Regisseur Sydney Pollack. Robert Redford gerät als integrer CIA-Agent in eine wilde Verschwörung. Faye Dunaway spielt Kathy Hale, erst seine Geisel, später seine Komplizin und Geliebte. Dass im Film staatliche Autoritäten infrage gestellt werden, ist für die damalige Zeit ungewöhnlich. Pollack erspürte die durch Watergate und Vietnam entstandenen Zweifel an staatlichen Institutionen und verpackte diese in seinen Film.
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Der Film über die Macht des Journalismus schlechthin: "All the President's Men" rollt die Watergate-Affäre auf, die von den "Washington Post"-Reportern Carl Bernstein und Bob Woodward aufgedeckt wurde und die schließlich US-Präsident Richard Nixon das Amt kostete. In Alan J. Pakulas Film verkörpert Redford Woodward, Dustin Hoffman Bernstein. Acht Oscars bekam der Aufdeckerfilm, inzwischen wurde er sogar in die National Film Registry der US-Kongressbibliothek aufgenommen.
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Richard Attenboroughs langer, bis in Kleinstrollen mit Stars besetzter Film "A Bridge Too Far" handelt von der Operation "Market Garden". Im September 1944 sprangen 35.000 alliierte Fallschirmjäger hinter feindlichen Linien ab, um die sechs Rheinbrücken einzunehmen. Neben Redford sind in dem Film u.a. Sean Connery, Ryan O'Neal, Michael Caine und Gene Hackman zu sehen.
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Ein gesellschaftskritischer Film, der aufrührt: Redford verkörpert den neuen Direktor des Wakefield-Gefängnisses namens Brubaker. Weil er wissen will, wie es um sein Gefängnis bestellt ist, lässt er sich als Gefangener einschleusen - und stößt auf dramatische Missstände. Der Film war ein Prestigeprojekt von Regisseur Stuart Rosenberg und kam bei Kritik und Publikum gut an.
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Redford ist nicht nur Schauspieler, er produziert auch Filme - und führt Regie: sein Regiedebüt war sein erfolgreichster Film, gemessen an Filmpreisen jedenfalls. Vier Oscars holte "Ordinary People", darunter den für den Besten Film. Das Familiendrama zählt man heute nicht zu den unvergesslichsten Filmen der Ära. Dabei ist die Geschichte durchaus berührend: Sie erzählt von Conrad Jarrett (Timohty Hutton), dessen Verhältnis zu seinen Eltern (Donald Sutherland, Mary Tyler Moore) zerrüttet ist. Der Jugendliche gibt sich selbst die Schuld an dem Unfalltod seines älteren Bruders.
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Im Sportlerdrama "The Natural" verkörperte Redford den Baseballer Roy Hobbs, der sich nicht unterkriegen lassen will. Erst wird er von einer Serientäterin niedergeschossen (Barbara Hershey), später nur engagiert, damit er verliert. Trotzdem gibt er nicht auf. Barry Levinsons Drama wird von dem American Film Institute (AFI) heute zu den besten Sportfilmen gezählt. Im Bild: Redford mit Glenn Close, die im Drama seine Freundin spielte
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Auch diese Zusammenarbeit mit Regisseur Sydney Pollack war erfolgreich: "Out of Africa" basiert auf den Memoiren der Dänin Karen Blixen, gespielt von Meryl Streep. Diese geht kurz vor dem Ersten Weltkrieg mit ihrem Ehemann (und Cousin) Baron Bror von Blixen-Finecke (Klaus-Maria Brandauer) nach Kenia, wo sie eine Plantage betreiben. Dort findet sie ihre große Liebe, den Großwildjäger Denys Finch Hatton (Robert Redford). Das Melodram war für 11 Oscars nominiert, und bekam auch sieben, darunter jenen für den Besten Film und jenen für die Best Regie. Streep und Brandauer waren nominiert, wurden aber nicht ausgezeichnet.
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In "Legal Eagles" von Regisseur Ivan Reitman wird Redford als New Yorker Staatsanwalt in einen mysteriösen Kriminalfall hineingezogen: die schöne Künstlerin Chelsea (Daryl Hannah) behauptet, dass ihr ein wertvolles Gemälde ihres Vaters gestohlen wurde. Der Film ist halb Krimi, halb Screwball-Komödie, denn Debra Winger gibt Redford als junge, ehrgeizige Anwältin ordentlich Kontra.
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Fliegenfischen, zwei sehr unterschiedliche Brüder und die Idylle in Montana: Redfords dritte Regiearbeit "A River Runs Through It" handelt von Norman und Paul McLean, den Söhnen eines Pastors, die zur Zeit der Weltwirtschaftskrise sehr unterschiedliche Lebenswege einschlagen. Craig Scheffer und Brad Pitt geben das Brüderpaar. Joseph Gordon-Levitt spielt übrigens Norman als Kind. Redford wurde für den Golden Globe für die Beste Regie nominiert.
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Nicht nur wegen des Mitwirkens des viel zu früh verstorbenen Talents River Phoenix ein sehenswerter Film: "Sneakers" ist ein wenig wie "Ocean's Eleven" mit Hackern, und ohne Glamour. Zum Cast gehören neben Redford und Phonenix auch Sidney Portier, Dan Aykroyd und Ben Kingsley.
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Wer würde nicht eine Nacht mit Robert Redford verbringen UND eine Million Euro dafür kassieren wollen? Demi Moore in "Indecent Proposal" eher nicht, sagt dann aber doch zu. Woody Harrelson spielt ihren Ehemann, zu dem das Vertrauen durch die lukrative Liebesnacht zerstört ist. Der Film über die Frage, wie weit ein Mensch aus ökonomischer Motivation gehen würde, räumte nicht bei den Oscars ab, sondern bei den Goldenen Himbeeren. Sehenswert ist Adrian Lynes Film trotzdem, allein wegen der Stars.
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Ein bisschen schmalzig ist sie schon, die fünfte Regiearbeit von Redford. In "The Horse Whisperer", der Verfilmung eines Romans vonNicholas Evans, rettet er als charmant-raubeiniger Landbursche Tom Booker das Pferd der Tochter und gewinnt die Liebe der Mutter. In den Rollen von Mutter und Tochter: Kristin Scott Thomas und die damals erst 14-jährige Scarlett Johansson.
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Robert Redford und Brad Pitt in patriotischer Mission in dem von Tony Scott rasant inszenierten Thriller: Am Tag vor der Pensionierung erfährt ein CIA-Veteran (Redford), dass sein ehemaliger Schützling (Pitt) in China exekutiert werden soll und macht sich auf, ihn zu retten.
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Soloshow für Redford: Er spielt in dem Film von J. C. Chandor einen Einhandsegler, der in Seenot gerät. Der 106-minütige Überlebenskampf brachte Redford viel Lob ein - und eine Nominierung für einen Golden Globe. Die erhoffte Oscar-Nominierung blieb aber überraschend aus.
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Redford in einem Blockbuster, in einer Comicverfilmung gar zu sehen, war unerwartet. Aber die Regisseure Joe und Anthony Russo inszenierten "Captain America: The Winter Soldier" als Politthriller zur Überwachungsgesellschaft, das passt wieder zu Redfords Image als kritischem Geist. Und ja, der deutsche Titel ist komplizierter als der englische.
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"Pete's Dragon", so der englische Titel, kommt am 25. August 2016 in die österreichischen Kinos. Der Disney-Film ist die Neuadaption des Kino-Hits von 1977. Redford spielt in dem Film unter der Regie von David Lowery den Großvater.
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Mit 80 Jahren steht er weiter vor der Kamera. Die Science-Fiction-Romanze "The Discovery" soll 2017 in die Kinos kommen. Darin spielt der Hollywood-Rebell einen Wissenschaftler, der den Beweis für ein Leben nach dem Tod erbracht hat.
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